Jutta Brunsteiner, geo:grafie


Resoconti di pittura e incisione di viaggi d’arte a traverso il pianeta.

Inquadrature di foreste. Variantidi uno stesso tema. Ricorrenze segniche in pittura.

Jutta Brunsteiner traccia una visione ravvicinata d’insieme, per fusti e cortecce. Dai bosche di betulle della Finlandia, alle brughiere, ai canyons. Bambù. Cortecce bianchi. Nodi di fusto.
Nel ciclo “Birken” la reiterazione evidenzia l’attenzione per la Natura con la presenza insistente del soggetto botanico nelle sue molteplici varianti.
La tecnica mista sorvola sui tronchi d’albero nel medio formato e indugia sui dettagli della corteccia in quelli di formato ridotto.
Tanto mimetiche appaiano queste opera pittoriche qua e là fauves, quanto gestuali sorprendono le opera in tecnica mista su cartela telata dal ciclo “philo”. Abbreviazione per filodendro e passione ossessiva per la richezza di colori e specie dei territori visitati.
Spontanei accumuli di colore decisi, solcati da interventi a carboncino: rivoli scuri su debutti di orogenesi variopinte.
Il tratto ‘e impulsivo. Lo sguardo a volo d’ Uccello mostra l’ orografia dei suoli, paesaggi attraversati da fiumi, interrrotti da canali sotterranei in cui si insinuano sorgenti. Sono pendici degradanti, fantasiose altimetrie.
L’interesse primario della Brunsteiner per la Geografia, le sue branche e il suo elemento fondante – la “Natura” – si declina in arte con traduzione del ‘Vielfalt’ in versamenti di colore. E’ punto di vista satellitare, agli infrarossi. E’ massa que si muove, vivente. Più viscerale che tecnica.
Scarne incisione documentano radiografie geologiche e umane. Spine dorsali. Grafie del geo.

Valentina Piredda, Alghero, 2015

Versuch einer Auseinandersetzung –  frei nach Eva Musil


Es ist beeindruckend die Freiheit zu erkennen, die sich Jutta Brunsteiner nimmt, nicht an einmal Gewonnenem festzuhalten, sondern sich mit scheinbarer Leichtigkeit jeder Festlegung auf eine bestimmte gestalterische Rhetorik zu entziehen, immer neue Felder der Malerei und Grafik für sich zu entdecken und die Betrachter aufs Neue zu erstaunen.

Die Neugierde und Energie, mit der sie nach- und in ihren Bildern forscht, überträgt sich unmittelbar auf das Publikum. Man darf mitsuchen und miterfahren. Man ist als Betrachter vollkommen frei und seiner unmittelbaren Zugangsweise und persönlichen Konfrontation mit dem Bildwerk ausgeliefert. So wie die Genese der Werke, unbegrenzt im Kreativprozess.

Der Zufall wird immer wieder bei der Entwicklung neuer Arbeitsformen geschätzt, er hilft dem Bewusstsein auf die Sprünge, wird zum Verbündeten. Die Serie „maps“ ist dieser freien Entstehungsweise entsprungen. Diese Arbeiten erhalten sowohl durch die lyrische Farbauswahl als auch durch disziplinierte, feine graphische Bearbeitung erst die spannende Tiefe.
Das Ergebnis von Momentaufnahmen, Impulsen, Gedanken drücken sich in gefühlvollen Farbnuancen und gezielter Selektion der Farben aus und sind Reflexionen der Künstlerin auf die Umgebung, indirekte Beeinflussungen und Gemütszustände.

Erdiges, wenn auch derzeit nicht durch direkt verwendete Sande ausgedrückt, wird durch die Serie „roots“ auf Umweg vermittelt, wobei die Dynamik, die sowohl durch den Farbauftrag als auch durch das schwungvoll-kräftige Setzen der grafischen Elemente nicht mehr überrascht, wenn man die Künstlerin kennt.

Die so betrachteten Arbeiten sind während eines artist-residency -Aufenthaltes im Sommer 2008 im VCCA (Virginia Center of Creative Arts) in den USA entstanden.

Series: fragile 2020

Gedanken von Johannes Ziegler zur Serie „fragil“ 2020:


Das seismografische Geschehen auf dem Papier… es sind zarte Erschütterungen emotionaler Art, fragile Aufhängungen des Menschen, die derzeit besonders zerbrechlich.
Die Bewegungen beziehen sich auf alles Mobile, ob Erde, ob Universum, ob Zwischenmenschliches.
Doch die vermeintlichen Störungen tragen auch hin und wieder zu nicht nur emotionalen, empathischen Verbindungen bei…
..und hier in diesen Arbeiten kommt es zu einer Vermählung der wesentlichen Elemente: Kohle und Papier.

Aspects to Series: fragile 2020


...is it me? ... torn inside ... the so lonely inner feeling ... the inner instability is so volatile, reflecting the actual vulnerable society.
Despite of that is there a little bit of hope.

A reflection of the emerging, unquestionably-positive expression for openness and future with so affirmative, as sensitive conclusion of the disease (which currently determines everything) and the conflict in society.

The pictorial design of these recent works repeatedly takes up the theme of Daphne, as a positive sign of growing...

...and then again the rupture, the breaking: the drawings charcoal on paper - black, white - show very clearly the division of society.

Let's get involved in an unquestionably good end....

Überfahrt zum Schreckenstein - Über die Arbeiten von Jutta Brunsteiner


Durch die Einordnung von Tschechien als Risikogebiet im Kontext der Corona-Pandemie und die Unklarheit darüber, ob ich nach Wien über Prag fahren kann, plane ich die Reise zu einer Tagung nach Wien im September 2020 frühzeitig über Salzburg. Es ist nur noch eine Frage von Tagen, möglicherweise von Stunden, wann Österreich zum Risikogebiet erklärt wird. 
Ich möchte die Zeit in Salzburg zu einem Atelierbesuch bei Jutta Brunsteiner nutzen. Ihre Arbeit verfolge ich seit Jahren. Ich denke an ihre kräftigen, farbigen Malereien, denen auch immer eine starke Geste innewohnt, und bin gespannt auf ihre neuen Arbeiten: Kohlezeichnungen.

Seit gestern ist Österreich als Risikogebiet eingestuft und beim Betreten des Ateliers von Jutta Brunsteiner habe ich das Wort „Maske“ im Kopf. Ich setze mich hin und hole tief Luft. Geplant war, dass wir uns neue Zeichnungen ansehen. Da wir aber zwischen den Arbeiten der letzten Monate sitzen, gehen wir erstmal die „Vorgänger“ durch. Ich bin total dankbar dafür, weil sich die Malereien an die letzten mir bekannten Arbeiten anschließen. 
Durch die Fülle an Material und Jutta Brunsteiners Beschreibungen kann ich mich gut auf die Arbeiten einlassen. Im Vergleich zu älteren Arbeiten stelle ich Veränderungen fest. Es sind andere Farbigkeiten in anderen Kombinationen, und ich habe das Gefühl, dass weniger die Geste, der Akt des Malens im Vordergrund steht. Dafür werden die Linien oder Körper im Bild stärker. Es sind weniger Farbexplosionen, eher Komposition von Farben. Wenn ich bei den älteren Arbeiten eher an Gestus der Actionpaintings von Jackson Pollock gedacht habe, dann denke ich jetzt an die Malereien von Lee Krasner, definierter, klarer. Ich habe das Wort „Übergang“ und „Brücke“ im Kopf. 
Die neuen Arbeiten sind Kohlezeichnungen, Schwarz auf Weiß. Ich bin zunächst überrascht von der Schlichtheit der Arbeiten. Der Protagonist ist eindeutig die Linie, die Struktur der schwarzen Kohle. Ich sehe darin „Äste“, „Zweige“, „Bäume“ auch „Figuren“. Sie sind stark und minimal gesetzt und agieren im weißen Raum, in der Fläche des weißen Papieres. Spannend ist, dass jede „Figur“ eine andere Zeichnung hat, mal zarter, mal kräftiger, mal diffuser, mal dichter. Die Objekte bzw. Personen haben eigene Charaktere. 
Liegen mehrere der Zeichnungen nebeneinander, so scheint es, als wäre jede Zeichnung ein Fenster mit einem Ausschnitt in eine andere Welt oder eine andere Perspektive. 
Je länger ich mir die Arbeiten ansehe, umso mehr sehe ich Jutta Brunsteiners Handschrift darin. 
Die große graue, grüne oder rote Fläche von Vorgängerarbeiten ist jetzt Weiß, und die schwarzen Linien der Akteur in der Hauptrolle. Ich frage mich nach den Formaten und merke dabei, dass Jutta Brunsteiner am Beginn einer neuen Werkgruppe steht. 
Noch Stunden später denke ich über die Vielschichtigkeit der Arbeiten nach. Auf dem Heimweg von Wien nach Dresden, nun doch über Prag, weil es keinen Unterschied mehr macht, von einem Risikogebiet durch ein anderes zu fahren. 
Ich warte auf Usti nad Labem und die Burg Schreckenstein, weil ich nach der Stelle von Ludwig Richters Bild „Überfahrt zum Schreckenstein“ sehen will. Was für ein zeitloser Titel, denke ich, er passt jetzt fast auf alles. 
Dann denke ich an die Arbeiten von Johan Christian Dahl und Caspar David Friedrich, aber irgendwie nur die Bäume und Zweige, dann bin ich wieder bei den Kohlezeichnungen von Jutta Brunsteiner. Sie gehen mir nicht aus dem Kopf. 
Mir wird schmerzlich bewusst, was mir fehlt: die Kraft und Sprache von Kunstwerken. 
Was ist drin in den neuen Zeichnungen von Jutta Brunsteiner: die ganze Welt.

Susan Donath, Dresden Jänner 2021

Kunstkritik 2007


„Die progressive Morbidität der vielfältig zer- und verfallenden Materialien, mittels Fotografien festgehalten, erfahren eine materielle Überhöhung durch das Element der Malerei und werden in eine ursprüngliche Schönheit zurückgeführt.“

(Zitat aus „Kunstkritik“ 11/07, betreffend „fotogenerierte“ Arbeiten)
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